Mittwoch, 23. September 2015

Artikel von Leo Wieland “Das Kapital fürchtet Podemos und die Separatisten” FAZ 22.09.15

Betr. Artikel von Leo Wieland “Das Kapital fürchtet Podemos und die Separatisten” FAZ 22.09.15

An Herrn Berthold Kohler und Herrn Klaus-Dieter Frankenberger.

FAZ

23.09.15

Sehr geehrter Herr Kohler,

Sehr geehrter Herr Fankenberger,

Vorweg möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen, wenn ich heute wieder mal einen Artikel von Herrn Leo Wieland beanstande. Es ist ermüdend. Ich hoffe aber auf Ihren Verständnis für folgendes Argument: wenn Herr Wieland uns immer wieder dieselbe tendenziöse Berichterstattung auftischt, sind wir Katalanen verpflichtet auch immer wieder dagegen zu argumentieren.

In dem o.g. Artikel stellt Herr Wieland eine Reihe von Behauptungen auf, die er aus der spanischen Presse übernommen hat, die nur ein Produkt der verzweifelten Propaganda der Zentralregierung gegen die katalanische Unabhängigkeitsbewegung sind. Im einzelnen, und nur um einige der strittigen Punkten zu erwähnen:

– Inwieweit die Möglichkeit eines Wahlsieges von Podemos die internationale Finanzwelt beunruhigen kann vermag ich nicht zu beurteilen. Was die Möglichkeit der Unabhängigkeit Kataloniens betrifft ist Fakt, dass die Investitionen von ausländischen Firmen in Katalonien nicht nur keineswegs rückgängig sondern 2015 sogar wieder gestiegen sind.

– “Die Abkoppelung...könnte wirtschaftlich fatale Folgen sowohl für Spanien als auch für Katalonien haben”. In Wirklichkeit hätte eine Trennung, die zwischen Spanien und Katalonien demokratisch verhandelt werden würde, hätte keine negative Folgen für beide Länder, da die Katalanen dann einverstanden wären a) einen gerechten Teil der spanischen Schulden zu übernehmen und b) eine Zeit lang Spanien zu helfen, die Folgen der Trennung zu überwinden.

– Alle Argumenten über die Schulden Kataloniens sind verlogen wenn man nicht hinzufügt, dass diese eine Folge der schädlichen und unverantwortlichen Politik der Zentralregierung gegenüber der katalanischen Autonomie ist. Ohne dieses riesige Handicap kann Katalonien sehr schnell seine Schulden auf das übliche Niveau von Ländern wie die skandinavischen oder die der Benelux begrenzen. Es gibt genügende Studien (auch von Wissenschaftler aus Harvard, MIT, der London School of Economics, u.s.w.) die es bestätigen. Ein “corralito” würde keineswegs entstehen.

– Im Gegenteil zu der Behauptung von Herrn Wieland sind die Unternehmer, die nichts gegen die Unabhängigkeit haben, nicht “eine Organisation kleiner Firmen die um die Subventionen der Regionalregierung fürchten”. Es sind die Mehrheit der mittleren und kleinen Unternehmen, die fast 95 % der Arbeiststellen in Katalonien repräsentieren. Die Gegner der Trennung sind die Vertreter von grossen Unternehmen, die oft von der

– n Aufträgen und Auschreibungen der Zentralregierung leben, die aber in Katalonien selbst eine kleine Minderheit darstellen.

– Die Gefahr, dass “die Region eine Regierung nach Art von Syriza bekommt” ist höchst unwahrscheinlich, da die 2 Hauptparteien der Unabhängigkeitsbewegung (die liberale CdC, und die sozialdemokratische ERC) weit entfernt von den Ideen von Syriza sind. Man könnte noch vieles dazusagen, aber ich möchte Ihre werte Geduld nicht über Gebühr strapazieren.

Nur eines zum Schluss: die Entwicklung der Ereignisse in den nächsten Wochen und Monaten werden zeigen, dass Herr Wieland seit langem Ihrer Zeitung eine ganz verkehrte Berichterstattung übermittelt hat.

MfG.

Pere Grau, Hamburg.

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