Es
ist der 17. September. In Tordesillas, ein spanischer Ort im ehemaligen
Königreich Kastilien, werden die Bürger auch heute, wie jedes Jahr am 17.
September, einen Stier mit Lanzenhieben auf grausamste Weise abstechen. Das
Opfer wurde vorher sorgsam ausgewählt und heisst LANGOSTO. Man nennt dieses
öffentliche Schlachtfest, das als Mutprobe der Belustigung des Volkes dient,
"El Toro de La Vega". Es wird nach wie vor von den beiden grössten „demokratischen“
Parteien Spaniens, der konservativen PP und der sozialdemokratischen PSOE geduldet/unterstützt.
Eine
Stunde lang verfolgt die blutrünstige, mit Lanzen bewaffnete Masse den Stier und
sticht dabei die Spitzen genau nur so tief in seinen gewaltigen Leib, dass er langsam
verblutet. Mehr als 500 „mutige“ Jäger belagern das Tier auf ihren Pferden, weitere
Hundertschaften verfolgen es zu Fuss.
Laut
„Spielregeln“ könnte der Stier sogar begnadigt werden, sollte er die in fast unerreichbarer
Entfernung gelegene Grenze erlangen und überschreiten. Als dies jedoch im
letzen Jahr tatsächlich geschah, wurde er von zwei Typen einfach weiter
verfolgt und trotzdem abgestochen. Die blutrünstigen Tierquäler halten nicht
einmal ihre eigenen Gesetzte ein. Zu diesen Normen gehört auch das Verbot, den
Stier durch einen schnellen Tod zu erlösen, indem die Lanze tief in seinen Körper
gestossen wird. Er soll langsam geschwächt werden, wodurch er unglaubliche
Schmerzen erleidet. Eine weitere Regel besagt, dass der "Sieger" den
Schwanz und die Hoden des Tieres bekommt. Diese werden ihm vor den Augen des johlenden
Volkes herausgerissen und dann auf seine Lanze gespiesst.
Es
gibt kaum Filmaufnahmen von dieser Treibjagd, da die Bevölkerung dies mit allen
Mitteln zu verhindern sucht – selbst unter Anwendung von Gewalt gegen
Journalisten oder Gegner des Spektakels. Die Protestaktionen gegen die grausame
„Tradition“ werden hauptsächlich von ausländischen Tierschutzgruppen organisiert,
mit Ausnahme der „Partei gegen Tierquälerei“. Leider hat das öffentliche Schlachten
von Stieren, egal in welcher Form, nachwievor viele Anhänger in Spanien. Gerade
mal 71.000 Unterschriften wurden 2012 im ganzen Land dagegen gesammelt. Zum
Vergleich: in Katalonien unterstützten 500.000 Menschen mit Ihrer Unterschrift die
(nach wie vor unerreichte) Einrichtung eigener Nationalmannschaften und 180.000
unterschrieben schon vor Jahren für die Abschaffung der Stierkämpfe.
Der
“Toro de la Vega“ wurde 1980 von Spaniens Regierung zur "Fiesta von touristischem
Interesse" erkoren. 1999 stellte die Region Kastillien den Schlachtspektakel
sogar unter Denkmalschutz. In der Vergangenheit haben ausländische
Korrespondenten Spanien zwar manchmal offen dafür kritisiert, aber, wie Martin
Dahms von der Berliner Zeitung schrieb: "empfinden wir zuviel Zuneigung für
Spanien, als dass wir über diese Barbarei schreiben könnten". Jedoch ist
das Stillschweigen keineswegs ein Zeichen von Neutralität, sondern fördert im
Gegenteil die Brutalität gegen die hilflosen Vierbeiner. Es ist ein an der
Zeit, das Schweigen zu brechen.
Hinzu
kommt, dass es uns Katalanen nicht weiter möglich ist, in einem Staat zu leben,
in dem Menschen zu solchen Greultaten fähig sind.
Jordi
Vàzquez
@JordiVazquez
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