Prof. Díaz
de Quijano, der als allseits geschätzter Sozialpsychologe an der Universität
Barcelona lehrte, hat jüngst einen Essay,
mit dem Untertitel „Überlegungen und Gefühle eines Katalanen mit spanischen
Wurzeln“ verfasst. Er beschreibt dort auf Spanisch wie er, der von spanischen
Eltern und Großeltern abstammt, sich viele Jahre lang als „Spanier“ gefühlt
hat. Später sah er sich als „Spanier und Katalane“, dann als „Katalane und
Spanier“ und schließlich seit einiger Zeit als nur „Katalane“. „Wenn ich
darüber nachdenke“, schreibt er, „dann merke ich, dass sich ganz langsam mein
nationales Zugehörigkeitsgefühl geändert hat, und zwar nicht unter dem Einfluss
des katalanischen Nationalismus, sondern unter dem Eindruck des spanischen
Nationalismus. Was mich verändert hat, ist das, was ich von seiten des
spanischen Nationalismus erlebt habe.“
Er fährt
fort: „Was habe ich von Spanien empfangen, das mich zur Änderung meines
nationalen Zugehörigkeitsgefühls geführt hat? In meiner Wahrnehmung waren es die
Geringschätzung, die Beschimpfungen, der verfälschte und entstellte Blick auf
uns, das aus Begehren und Hass gemischte Gefühl, das sich in der Nötigung
zeigte, mit Spanien „geeint“ bleiben zu müssen (d.h. ja wohl „unterworfen“),
aber mit der Aufforderung verbunden, dass wir doch lieber gehen sollten, um die
Spanier in Frieden zu lassen.“
„Es tut mir
leid“, schreibt er weiter, „dass die Spanier, korrekter gesagt viele Spanier,
uns zusammen mit ihrer Zurückweisung und Kritik, auch mit einer Mischung aus
Bewunderung und Neid ansehen. Und Neid ist ein äußerst destruktives Gefühl. Dieses
Spanien [...], das ich jetzt meine, zeigt sich Katalonien gegenüber in
destruktiver Manier. Dieses Spanien kommt bei uns Katalanen mit Behauptungen,
Erklärungen, Presseartikeln, einschließlich Mailnachrichten bei uns an, von
denen einige sich nicht damit begnügen, zum Boykott von katalanischem Sekt oder
anderen Produkten aufzurufen, sondern tatsächlich die „Exterminierung“ der Katalanen
fordern.
Alle diese
Wahrnehmungen haben mein nationales Zugehörigkeitsgefühl verändert, so wie der
Tropfen Wasser, Tag für Tag, langsam den Stein durchlöchert. Sie haben mein
spanisches Zugehörigkeitsgefühl absterben lassen. Ich kann nicht stolz auf ein
Spanien blicken, das so gehandelt hat und weiter so handelt.“
Der Autor
fährt weiter fort: „Ich unterstreiche, dass ich mich heute „als Katalane fühle“
und mich „nicht als Spanier fühle“, was etwas ganz anderes ist als mich „anti-spanisch“
zu fühlen. Ich fühle mich nicht „anti-spanisch“.
[Es geht einfach] um die Art wie die Spanier handeln und uns behandeln.“
Prof. Díaz
de Quijano schließt das erste Kapitel seines Essays „Zur katalanischen
Unabhängigkeit“ mit den Worten ab:
„Zusammenfassend
würde ich sagen, dass wir Katalanen fühlen und wahrnehmen, dass generell alles
Katalanische in Spanien als störend empfunden wird. Wenn in diesem Spanien
jemand seinen Patriotismus und sein Spaniersein zeigen will, muss er sich
offenbar anti-katalanisch zeigen und äußern.“
Dr Til Stegmann
Dr Til Stegmann
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