Samstag, 8. Februar 2014

Ein unabhängiges Katalonien

Ein Meinungsartikel auf der Webseite der anerkannten amerikanischen Wharton School der University of Pennsylvania stellt in Frage, ob Spanien ohne Katalonien weiterhin Mitglied der Europäischen Union bleiben könne. Spanien wäre ohne Katalonien nicht „dasselbe Land”, erklärt darin Franklin Allen, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Wharton School. Und weist darauf hin, dass die Entscheidung über einen Erhalt des aktuellen Status Spaniens innerhalb der Europäischen Union ohne die Gebiete Kataloniens zu einer heiklen juristischen Angelegenheit werden könnte.
Diese Ausführungen sind in einem umfangreichen Artikel im Themenbereich Staatspolitik mit dem Titel „Is Secession the Answer? The Case of Catalonia, Flanders and Scotland” zu finden. In dem Artikel wird erläutert, dass sowohl Katalonien als auch Flandern und Schottland ihre eigenen Sprachen besitzen, einen höheren Industrialisierungsstand als andere Regionen in ihren jeweiligen Staaten erreicht  haben und bereits über eine beachtliche Selbstverwaltung verfügen, um ihre inneren Angelegenheiten selbst zu regeln, was nach Auffassung von Mauro Guillén, Professor für Verwaltung an der gleichen Einrichtung, erklärt, warum viele der Meinung sind, dass der Übergang zu einer vollkommenen Unabhängigkeit dieser Gebiete relativ einfach wäre.

In Bezug auf Katalonien wird zudem erläutert, dass die Wirtschaftskrise den Unwillen der Katalanen verstärkt habe, da Katalonien um die 8 bis 9 Prozent seines BIP an andere autonome Gemeinschaften abgibt. Gleichzeitig nehme Katalonien zweifelsfrei eine führende Position im weltweiten Wettbewerb ein: 2012 erreichten die katalanischen Exporte ein Rekordniveau von 58,2 Milliarden Euro, 15,38 Prozent mehr als vor Beginn der Wirtschaftskrise von 2008-2009. Nach Angaben des Institut d’Estadística de la Generalitat de Catalunya (Statistisches Amt der katalanischen Regierung) sind im Jahr 2012 die katalanischen Exporte um 5 Prozent gestiegen, mehr als die anderer, größerer Exportländer der Eurozone wie Deutschland, Frankreich, die Niederlande oder Finnland.
Allerdings weist der dänische Professor Jakob Funk Kierkegaard, Spezialist in europäischen Volkswirtschaften, darauf hin, dass Katalonien sich in einer Rezession befindet mit einer weiterhin sehr hohen Arbeitslosenquote, die nur leicht von 24,53 Prozent im März 2013 auf 23,85 Prozent im Juni desselben Jahres gesunken ist. Katalonien müsse im Falle seiner Unabhängigkeit hart arbeiten, um aus dem Tal zu kommen und mit einem möglichen Veto Spaniens gegen seinen Eintritt in die Eurozone rechnen.
In dem Artikel wird hervorgehoben, dass Madrid statt einen starken inneren Zusammenhalt zu fördern, eine Welle von Drohungen und antikatalanischen Gefühlen in Gang gesetzt habe und Rajoy „alles andere als ein inspirierender Führer” sei, sondern nur ein Politiker, der nicht die tatsächliche linguistische Vielfältigkeit der Bevölkerung Spaniens zu schätzen wisse.

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