Das
Abkommen zwischen CiU (Convergència i Unió; Regierungspartei) und ERC (Esquerra
Republicana; Kopf der Opposition) hat eine neue Legislaturperiode (die
mittlerweile zehnte) in Katalonien eingeläutet, die sich jedoch grundsätzlich
von den vorherigen unterscheiden wird. Die 135 Abgeordneten des katalanischen
Parlaments werden eine Legislaturperiode der Freiheitangehen. Dies
trifft vor allem zu weil, egal wie konservative Medien in Spanien und
Katalonien es auch auslegen möchten, jene Parteien, die für das Recht
Kataloniens auf Selbstbestimmung eintreten, die katalanischen
Parlamentswahlen am vergangenen 25. November gewonnen haben. Das was sich
grundsätzlich verändert hat ist demnach die Perspektive als auch die Trennlinie
zwischen den verschiedenen politischen Gruppierungen in Katalonien. Ging es im
Jahre 1980, als Katalonien zur autonomen Gemeinschaft wurde, noch in erster
Linie um die Trennlinie zwischen Links und Rechts, ist es nunmehr die nationale
Achse, die bestimmend ist, und dies trotz der unleugbaren wirtschaftlichen und
finanziellen Krise, die das Land zu erdrücken droht. Sicherlich ist es aber
auch die Krise selbst, die den Wunsch nach Selbstbestimmung einer großen
Mehrheit der Katalanen beschleunigt und weiter bestärkt hat.
Wie
man anlässlich der Amtseinführung des Präsidenten Artur Mas feststellen konnte,
ist das katalanische Parlament zur Zeit zweigeteilt (selbstverständlich mit
etlichen Schattierungen und Nuancen). Auf der einen Seite finden sich jene 87
Abgeordnete, die für das Recht auf Entscheidung und Selbstbestimmung eintreten.
Es sind dies die Parlamentarier von CiU, ERC, ICV-EUiA (Iniciativa per
Catalunya Verds – Esquerra Unida i Alternativa) und CUP (Candidatura d'Unitat
Popular). Auf der anderen Seite stehen die 28 sogenannten “Unionisten” von PPC
(Partit Popular Català) und C's (Ciutadans), die dieses Recht ablehnen.
Zwischen beiden Fronten befinden sich hingegen die Sozialisten des PSC (Partit
dels Socialistes de Catalunya), die zwischen ihren katalanischen Wurzeln
einerseits und den jakobinischen Anforderungen ihrer spanischen Schwesterpartei
PSOE (Partido Socialista Obrero Español) andererseits hin- und hergerissen
sind.
Die
Katalanen selbst sind jedoch wesentlich entschlossener als ihre Politiker.
Einer Umfrage der GESOP (Gabinet d'Estudis Socials i Opinió Pública) zufolge ist
eine Mehrheit der Bevölkerung (ca. 60%) mit der geplanten Hoheitserklärung des
Parlaments einverstanden. 69% der Bevölkerung sprechen sich zudem für ein
Referendum in dieser Frage aus. Sollte die spanische Zentralregierung eine
solche Volksabstimmung in Katalonien jedoch weiterhin ablehnen, wären immerhin
noch 62,9% der Katalanen weiterhin dafür, das Referendum trotzdem auszutragen.
Dies belegt also, dass das Volk entschieden dasteht und befragt werden möchte.
Was
ich damit sagen möchte ist, dass wir, die Katalanen, uns nicht so sehr vom
Gekeife der politischen Mächte und Massenmedien in Spanien abschrecken lassen
sollten. Im Endeffekt ist der Kampf für die Freiheit immer und überall ein
steiniger Weg gewesen. Manch einer in Katalonien wird angesichts des Drucks,
der auf ihn oder sie ausgeübt wird, vielleicht den Mut verlieren. (Und es gilt
eben denen in ihrem Widerstand zu helfen.) Dennoch -und in diesem Punkt sind
sich sowohl moderate als auch radikalere Parteien einig- ist dieses Streben
nach Souveränität und Selbstbestimmung eine Notwendigkeit um das Wohlergehen
der Katalanen aufrecht zu erhalten. Die Legislaturperiode der Freiheit wird
viele Hindernisse überwinden müssen; ein erstes steht bereits am Mittwoch im
katalanischen Parlament an. Bei der Abstimmung zur Hoheitserklärung, die der
Abgeordnetenkammer am Mittwoch vorgelegt wird, wird jede der politischen
Gruppierungen sich positionieren und zeigen müssen, inwiefern sie hinter den
anderthalb Millionen Menschen stehen, die am vergangenen 11. September (katalanischer
Nationalfeiertag) auf die Straße gingen um einen eigenen Staat einzufordern.
Ein Referendum ist deswegen notwendig. Und dieses Referendum sollte in einem
legalen Rahmen stattfinden, wenngleich es vor allem darum geht, nicht auf das
Wesentliche zu verzichten: wir, die Katalanen, sind eine Nation und haben das
Recht auf Entscheidung und Selbstbestimmung.
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