Samstag, 22. Dezember 2012

Lluís Llach (Musiker und Liedermacher): Ich trenne mich



Hör zu, Spanien. Wir sind am Ende unseres Wegs. Ich trenne mich von Dir. Ich hätte nicht gedacht, dass es mal so weit kommen würde. Aber das zwischen Dir und mir hat keine Zukunft. Du bist für mich ein unsympathischer Typ geworden, der mich misshandelt und mich ausbeutet. Klar, wir haben lange zusammengelebt und ich habe mich immer wieder bemüht unsere Beziehung zu retten. Aber Du hast mich stets als Dein Eigentum angesehen. Ich habe Dir dienen müssen und Du hast mit mir groß angegeben. Manchmal hast Du mir gesagt, dass Du mich liebst, aber nur so nebenbei und eigentlich nur, wenn Du etwas von mir wolltest. Traurig, wenn man bedenkt, was ich nicht alles getan habe, damit es besser zwischen uns läuft.
Es gibt immer noch Dinge, die mir an Dir gefallen. Es macht mir nichts aus, das zuzugeben. Zum Beispiel Deine schöne spanische Sprache. Schade, dass Du all die Jahre kein Interesse für meine schöne Sprache gezeigt hast.
Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit und gemeinsame Kinder, aber jetzt ist das Fass voll. Ich kenne Deine Strategien. Du wirst mir sagen, dass Du ohne mich nichts bist. Dass Du mich brauchst. Für Dich ist die Lösung unserer Probleme, dass ich auf mich verzichte. Das zu sein, was ich bin, geht mit Dir nicht. Merkst Du das überhaupt? Nie hätte ich gedacht, dass ich mal so einen Brass auf Dich haben könnte. Tut mir Leid.
Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als zu schauen, wie wir auseinanderkommen, unsere Sachen aufteilen und wie wir unseren Kindern weiterhelfen. Wahrscheinlich werde ich Dir Unterhalt zahlen müssen. O. k. Sprechen wir drüber und machen wir die Rechnung auf. Du hast Dich immer geärgert, dass ich mehr verdiene als Du. Obwohl ich Dich mehr als großzügig unterstützt habe. Wie absurd!
Ich könnte Dir Vorwürfe machen. Ich könnte Dir vorwerfen, dass Du meine Art zu sein nie ernst genommen hast. Dass Du meine Art zu leben nie richtig akzeptiert hast. Unsere Sache hätte ein Erfolg werden können. Aber jetzt sage ich Dir adé. Möglichst friedlich. An mir solls nicht liegen.
Bis heute hast Du nicht geglaubt, dass ich mich zu dieser Entscheidung durchringen würde, aber das ist jetzt Dein Problem. Was wirst Du tun? Versuche, das ganze mit etwas Würde zu tragen.
Ich habe einfach Lust wieder zu leben. Ich habe so viele Pläne! Ich erinnere Dich nicht an den Satz, den Du doch so liebst und den die Mutter des letzten muslimischen Königs bei der Aufgabe Granadas zu ihm gesagt haben soll (Weine wie ein Weib über das, was Du nicht wie ein Mann zu verteidigen gewusst hast); denn dieser Satz ist schrecklich machistisch und wahrscheinlich nicht mal historisch. Nimm es wie Du willst. Ich jedenfalls gehe jetzt meinen eigenen Weg. Viel Glück für Dich!
Tschüss, Spanien!.

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