Katalonien hat im letzten Jahr mehr Seiten
internationaler Medien gefüllt, als im Jahrzehnt zuvor. Die größere
Berichterstattung hat auch dazu geführt, dass mehr Informationen über das Land
in Umlauf gekommen sind, die zum Teil die von Madrider Korrespondenten
geschriebenen Einschätzungen korrigieren.
Insgesamt sind jedoch abgewogene, gründlichere
Berichte in deutschen Medien noch selten. Das erklärt sich daraus, dass es
größere Flexibilität erfordert, statt der Normalität eines einheitlichen
spanischen Staatsgebildes, das auch nach dem Ende der Francodiktatur noch 30
Jahre lang die Wahrnehmung bestimmte, nun einen neuen prüfenden Blick auf die
katalanischen Belange zu werfen und sich aus den überkommenen Gedankenbahnen zu
befreien.
Oft herrscht in den Korrespondentenberichten
ironische Überheblichkeit oder gar Häme vor, die zeigen, dass der entsprechende
Journalist mit der neuen Situation nicht fertig wird. Oft scheint es, als fühle
sich der Korrespondent in der Pflicht, vom Ausland her die Einheit Spaniens zu bewahren.
Vielleicht wäre es an der Zeit, dass eine
jüngere Generation von Journalisten, die sich nicht in eine bestimmte Richtung
festgeschrieben haben, mit neuen Augen die Iberische Halbinsel betrachten, auf
der nichts dagegen spricht, sich auch drei unabhängige Staaten vorzustellen:
einer am Atlantik, einer am Mittelmeer und der dritte in der Mitte.
Dem friedlichen Zusammenleben – nimmt man den
katalanischen Wählerwillen ernst – wäre so besser gedient.
Prof. Dr. Tilbert Dídac Stegmann
Institut für Romanische
Sprachen und Literaturen
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Forschungsstelle Katalanistik
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