Montag, 21. Januar 2013

Katalonien 2013 neu im Blick

Katalonien hat im letzten Jahr mehr Seiten internationaler Medien gefüllt, als im Jahrzehnt zuvor. Die größere Berichterstattung hat auch dazu geführt, dass mehr Informationen über das Land in Umlauf gekommen sind, die zum Teil die von Madrider Korrespondenten geschriebenen Einschätzungen korrigieren.

Insgesamt sind jedoch abgewogene, gründlichere Berichte in deutschen Medien noch selten. Das erklärt sich daraus, dass es größere Flexibilität erfordert, statt der Normalität eines einheitlichen spanischen Staatsgebildes, das auch nach dem Ende der Francodiktatur noch 30 Jahre lang die Wahrnehmung bestimmte, nun einen neuen prüfenden Blick auf die katalanischen Belange zu werfen und sich aus den überkommenen Gedankenbahnen zu befreien.

Oft herrscht in den Korrespondentenberichten ironische Überheblichkeit oder gar Häme vor, die zeigen, dass der entsprechende Journalist mit der neuen Situation nicht fertig wird. Oft scheint es, als fühle sich der Korrespondent in der Pflicht, vom Ausland her die Einheit Spaniens zu bewahren.
Vielleicht wäre es an der Zeit, dass eine jüngere Generation von Journalisten, die sich nicht in eine bestimmte Richtung festgeschrieben haben, mit neuen Augen die Iberische Halbinsel betrachten, auf der nichts dagegen spricht, sich auch drei unabhängige Staaten vorzustellen: einer am Atlantik, einer am Mittelmeer und der dritte in der Mitte.

Dem friedlichen Zusammenleben – nimmt man den katalanischen Wählerwillen ernst – wäre so besser gedient.



Prof. Dr. Tilbert Dídac Stegmann
Institut für Romanische
Sprachen und Literaturen
Forschungsstelle Katalanistik

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